HUMAN – ein inklusives Jugend-Tanzprojekt zum Thema Menschenrechte

Frühjahr 2023 bis Mai 2024

Das HUMAN Projekt startete im Frühjahr 2023 und nahm seinen Anfang mit einem öffentlich beworbenen Schnupper-Workshop, der etwa 60 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderungen anzog.

Basierend auf dem Schnupper-Workshop formierte sich dann eine inklusive Kerngruppe, bestehend aus 17 jungen Menschen, darunter sieben mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen.

In der ersten Projektphase konzentrierte sich die Gruppe auf tanz- und theaterpädagogische Übungen unter der Leitung der beiden Künstlerinnen Katja Grzam (Tanzpädagogin) und Charlotte Baumgart (Theaterpädagogin).

Das inhaltliche Fundament wurde durch die Auseinandersetzung mit den 30 Artikeln der Menschenrechte, basierend auf der Musik der HUMAN-Suite von Komponist Helge Burggrabe, gelegt.

Die Verwendung von Menschenrechten in leichter Sprache ermöglichte eine gleichberechtigte Beteiligung aller Teilnehmenden.
Die Schwerpunkte lagen auf dem Entwickeln von Standbildern, eigenen Texten und tänzerischen Darstellungen, die Grundbedürfnisse, Freiheit und Gleichheit thematisierten.

Die Gruppe entwickelte schnell Zusammenhalt, baute Vertrauen auf und wurde mutiger, diese Themen verbal und körperlich zu erkunden.
Durch regelmäßige Treffen zwischen tanz- und theaterpädagogischer Leitung, dem Theater Lübeck und den Zuständigen für Ausstattung (Stephanie Viola Dalski) und Video (Katharina Spuida-Jabbouti) wurde das Bühnenkonzept stetig weiterentwickelt, wobei die genaue Platzierung der Projektionen und die Beschaffenheit der Projektionsfläche erst einmal im Mittelpunkt standen.

Nach den Sommerferien begann die Kerngruppe mit der konkreten künstlerischen Umsetzung ihrer gesammelten Ideen zur HUMAN-Suite, wobei der Bezug zur Lebenswelt der Jugendlichen im Fokus stand.
Die Probenzeit war intensiv und geprägt von regelmäßiger Anwesenheit und großer Verlässlichkeit.

Zu den bevorstehenden Aufgaben gehörten nun das Schärfen der entwickelten Szenen, die Betonung individueller Stärken der Darsteller:innen, das Finden von Übergängen und weitere Absprachen mit Bühnenbild und Kostüm.
Auch fanden bereits zwei intensive Proben-Wochenenden statt, wofür Räume der Kooperationspartner MKS und die Probebühne vom Theater bereitgestellt wurden.

Die Orchesterproben mit dem Jugendsinfonieorchester Lübeck (JSO) begannen im September und fanden seitdem etwa an zwei Wochenenden pro Monat statt.
Besonders zu Beginn konzentrierten sich die Proben auf Registerproben in Kleingruppen, um die Jugendlichen mit den Herausforderungen des Notentextes (Rhythmus, Tonarten und Transpositionen) vertraut zu machen.

Im Rahmen der Orchesterpatenschaft, getragen von der Philharmonischen Gesellschaft Lübeck/ Lübecker Philharmoniker e. V., leisteten die Musiker:innen des Philharmonischen Orchesters der Hansestadt Lübeck unterstützende Arbeit für das Jugendsinfonieorchester (JSO) in Form von Probespielen und Registerproben.

Besonderes Engagement zeigten dabei die Schlagwerker:innen, welche die Partituren so arrangierten, dass die jugendlichen Schlagwerker:innen optimal eingebunden und begleitet wurden.

Themen wie ein gutes Leben, Momente der Freiheit sowie Erfahrungen von Erniedrigung oder Diskriminierung wurden sowohl tänzerisch als auch theatral, inklusive Dialogen und auf Videoebene, verarbeitet.

Ziele

  • Jugendliche und junge Erwachsene für das Thema Inklusion und Menschenrechte sensibilisieren.
    Sowohl mit unserer Arbeit in der Kerngruppe konnten wir die Teilnehmenden, die bisher noch wenig oder keinen Bezug und Kontakt zu Menschen mit Behinderung hatten, sehr auf das Thema Inklusion sensibilisieren.
    Auch wenn jemand auf den ersten Blick anders aussieht oder scheint, findet man doch viele Punkte, die die Menschen verbinden, und immer wieder Möglichkeiten, untereinander Brücken zu bauen.

    Während des HUMAN-Projektes begegneten sich Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung und mit (viel) oder ganz ohne Tanz- und Theatererfahrung aus Lübeck.
    Aufgrund dieser Begegnung konnten die Teilnehmenden sehr viel voneinander lernen, über unterschiedliche Lebenssituationen erfahren, sich gegenseitig austauschen und das Thema Menschenrecht aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

    Durch dieses gleichbereichtigte Miteinander und die Begegnung untereinander mit dem Ziel eines gemeinsamen Projektes merkte man, wie sich die Vorurteile vor den Lebenswelten und -realitäten der anderen abbauten und in der Gruppe keine Ausgrenzung oder Diskriminierung stattfand.
    Dies sehen wir als wichtiges Beispiel für eine zukunftsfähige Gesellschaft ohne Ausgrenzung, in der jeder Mensch Menschenrechte erfährt.

    Inhalte, Choreographien und szenisches Material wurden in einem partizipativen Aushandlungsprozess mit den Teilnehmenden erarbeitet. Dadurch haben die Teilnehmenden erfahren, dass ihre Gedanken, Gefühle und Ideen wichtig und von Belang sind. Der Prozess der gemeinsamen Entwicklung von HUMAN war dabei höchst partizipativ und demokratisch gestaltet.
    Wichtig war, dass alle Teilnehmenden, ob mit oder ohne Behinderungen, als gleichwertiger Teil der Gruppe angesehen wurden.

 

Die Aufführungen von HUMAN fanden im Mai 2024 statt und sind nicht Bestandteil dieser Förderung.
Insgesamt haben 1479 Menschen die fast ausverkauften drei Aufführungen besucht und es gab eine großzügige Berichterstattung, sowohl imVorfeld wie auch in der Nachbereitung.

Die Entwicklungen des Projektes warfen immer wieder Fragen zur Barrierefreiheit in allen Aspekten des Projektes, aber auch der Einrichtungen und Einstellungen der Menschen auf.

Somit wird das Projekt einen Beitrag dazu leisten, Kulturinstitutionen wie die Musik- und Kunstschule und das Theater Lübeck für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu öffnen.

Möglicherweise kann das Projekt somit dazu beitragen, vermehrt Barrieren abzubauen, z. B. physische Barrieren im Theater Lübeck.

Wir möchten hiermit dem Bundesprogramm Demokratie leben für die Unterstützung des Projektes danken.

Aktionszeitraum
Frühjahr 2023 bis Mai 2024

Ort
Lübeck

Initiator:innen
Musik und Kunst Schule Lübeck
Mixed Pickles e.V.
Theater Lübeck

Zielgruppen
Jungen Menschen mit und ohne Behinderung
Teilnehmende: 60
Kerngruppe: 17

Themenfelder
Demokratisches Handeln
Vielfalt Gestaltung und Förderung von Diversität
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Gender und Antifeminismus